Anlaufstellen sind partnerschaftlich organisiert und brauchen vielseitige Unterstützung

Der demografische Wandel verändert unsere Städte und Regionen in Deutschland. Entscheidend für den Einzelnen ist dabei, nach eigenen Vorstellungen und in vertrauter Umgebung alt zu werden. Genau hier setzen unsere Anlaufstellen an. Allerdings benötigen sie Weichenstellungen. Es braucht Orte, die barrierefrei zugänglich und gut erreichbar, aber auch von älteren Menschen akzeptiert sind. Daher werden viele Anlaufstellen in Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren betrieben. Gemeinsam bringen sie ihre Kompetenzen ein und schaffen Angebote, die den Menschen im Blick haben.

Wie das gelingen kann, wurde im Rahmen des fünften Werkstattgesprächs am 23. Februar 2016 in Würzburg diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Strukturen gemeinsam für ältere Menschen geschaffen werden. Mehr als 30 Anlaufstellen tauschten sich darüber im Ratssaal der Stadt Würzburg aus. Das Bundesfamilienministerium hatte gemeinsam mit dem Deutschen Verband eingeladen.

Politische Unterstützung einfordern

Einleitend verdeutlichte der Würzburger Bürgermeister Dr. Dr. Adolf Bauer, wie wichtig passgenaue und bedarfsgerechte Strukturen in den Kommunen seien. Dabei müssten vor allem die vielfältigen Lebensformen im Alter berücksichtigt werden. „Seniorenkonzepte kommen nicht nur älteren Menschen, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern zur Gute“, resümierte Dr. Bauer. Für ein generationsübergreifendes Miteinander seien gemeinsam und in Abstimmung mit den örtlichen Akteuren Träger- und Organisationsstrukturen auf den Weg zu bringen, betonte auch Christian Huttenloher, Generalsekretär des Deutschen Verbandes. Die Anlaufstellen zeigten, wie mit kleinen Mitteln, großem Engagement und in Kombination mit anderen Ressourcen große Wirkungen vor Ort erzielt würden. Allerdings brauche es hier eine noch stärkere politische Unterstützung. Das unterstrich auch Dr. Barbara Hoffmann, die zuständige Referatsleiterin im Bundesfamilienministerium. Sie ergänzte, wie wichtig neben der baulich angepassten Wohnung ein entsprechend gestaltetes Umfeld sei. „Der Bund unterstützt Maßnahmen vor Ort und sieht dies als wertvolle Investition in die Zukunft. Denn so können ältere Menschen weiter in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben“, würdigte Hoffmann die Arbeit der Anlaufstellen.

Verlässliche Strukturen und Vertrauen schaffen

Nachbarschaftshilfe und soziale Dienste von und für ältere Menschen zu organisieren, ist eine Möglichkeit selbstbestimmtes Wohnen und Leben zu unterstützen. Diesen Ansatz stellte Stefanie Adler von der Bundesgemeinschaft Seniorenbüros vor. „Es sind oft einfache und kleine Schritte, die den erhofften Erfolg bringen“, sagte sie mit Blick auf ihre Erfahrung als Geschäftsstelle des gleichnamigen Bundesprogramms. Gemeinsam, vernetzt arbeiten, verlässliche Strukturen und Vertrauen schaffen, waren die Hinweise, die Frau Adler den Anlaufstellen mit auf den Weg gab.

Beratung vor Ort ausbauen

Anschließend berichteten zwei Projektakteure aus der Praxis. So setzt der Landkreis Würzburg in seinem Projekt „Schwellen los“ auf präventive Wohnberatung. „Ein ausgebildeter Wohnberater ist kostenlos vor Ort, erkennt den Bedarf des älteren Menschen und vermittelt die passende Dienstleistung“, fasst Prof. Dr. jur. Alexander Schraml die Projektidee zusammen. Künftig würden in der Wohnberatungsstelle, die Stadt und Landkreis gemeinsam nutzen, auf Grund der hohen Nachfrage auch Ehrenamtliche tätig. Die Arbeit der Beratenden werde durch ein Netzwerk der Seniorenbeauftragten aus den Landkreisgemeinden unterstützt, das Nachbarschaftshilfen stärker vorantreibt.

In Schwäbisch Gmünd helfen Generationenbüros in den Stadtteilen ein Nachbarschaftshilfe-Netzwerk in der Fläche aufzubauen. Die ehrenamtlich Beratenden seien vor Ort bekannt und gut vernetzt, sagt Renate Wahl, Leiterin des Generationentreffs Spitalmühle. Es sei ein Umdenken in der Seniorenarbeit zu verzeichnen, wonach die zugehende Beratung immer wichtiger werde. Dabei werden die Generationenbüros engmaschig durch Hauptamtliche begleitet. Um das Angebot bekannter zu machen, sei ein Netzwerk – auch in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen und Ortsvorstehern – entscheidend, betonte Wahl.

Anlaufstellen brauchen „Rückendeckung“

In anschließenden Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden die Voraussetzungen für gelingende Anlaufstellen. Es sind Infrastruktureinrichtungen, die Vertrauen vor Ort schaffen, wohnortnah gelegen und barrierefrei erreichbar sind. Als Orientierungshilfen geben sie Informationen darüber, „Wer-Wo-Was-weiß?!“ und schaffen Begegnungsmöglichkeiten. Das funktioniert in einem Netzwerk aus Wohnungsunternehmen, Wohlfahrtsverbänden, Ehrenamtlichen, Vereinen und Kirchen. Doppelstrukturen werden vermieden. Die Kommune ist wichtiger Kooperationspartner. Sie handelt neutral, vertritt gemeinwohlorientierte Interessen und kann verschiedene Partner zusammenführen, koordinieren und moderieren. Unterschiedliche Interessen und Widerstände innerhalb der Verwaltung erschweren oder verhindern mancherorts aber die Umsetzung konkreter Maßnahmen.

Daher braucht es seniorenpolitische Gesamtkonzepte, die ältere Menschen mit deren Bedarfen und Bedürfnisse in den Blick nehmen. Um besser über die Angebote von Anlaufstellen zu informieren, müssen Ärzte, Friseure, Bäcker, Post, Polizei und Feuerwehr stärker einbezogen werden. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingsdiskussion berichten Anlaufstellen von Menschen, die sich mehr engagieren möchten. Gleichzeitig erzählen sie von Flüchtlingen, die sich ehrenamtlich in die Nachbarschaftshilfe einbringen. Es bleibt also viel zu tun und unsere Anlaufstellen packen es an.

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